Wie viel Transparenz verträgt das Recruiting?

Kämpfen die Generationen in einem Unternehmen miteinander oder partizipieren sie von dem Wissen des anderen? Die junge Generation ist sich ihrer Fähigkeiten bewusst und die Recherche hat ergeben, dass ein neuer Arbeitgeber nur einer unter vielen ist. Die Generation Y ist sich der eigenen Kompetenzen bewusst und transportiert diese selbstbewusst nach außen. Aus diesem Grund wird diese Generation im Außenverhältnis als anspruchsvoll wahrgenommen. Bei der Stellenausschreibung sind deshalb Unternehmen gut beraten, mehr Transparenz walten zu lassen.

Traditionelle Stellenausschreibungen, die dem Mainstream folgen, sind weniger geeignet, um Bewerber der Generation Y anzulocken. Tatsächlich bestehen heute noch Formulierungen nach dem Muster „Wir erwarten von Ihnen“, die gefolgt werden von mindestens 10 Bewerbereigenschaften, die von Bestnoten über fließende Sprachkenntnisse bis hin zu maximaler Praxiserfahrung reichen. Die Generation Y wird von diesem Recruiting eher nicht angezogen.

Transparenz statt Mainstream

Unternehmen, die fähige Bewerber suchen, sollten sich im ersten Schritt aus dem Mainstream hervorheben. Statt generierter Standardformulierungen sollten Unternehmen zeigen, was sie zu bieten haben. Das bedeutet Individualität statt Standard. Unternehmen, die bereits in der Stellenausschreibung Transparenz bieten, spielen mit offenen Karten statt verstecktem Mainstream. Der Autor nennt positive Beispiele von Unternehmen, die Einblicke in die Arbeitsbereiche liefern und Fotos online stellen.

Dadurch erhalten potentielle Bewerber einen tatsächlichen Eindruck und können sich zudem die neuen Arbeitskollegen anschauen. Auch das Gehalt sollte in der Stellenausschreibung genannt werden. Das klingt nach Zukunftsmusik, doch wird bereits erfolgreich praktiziert. Ein Unternehmen geht einen Schritt weiter und setzt die eigenen Mitarbeiter via Facebook und Blog in Szene. Bewerbungen zeigen, was zu erwarten ist, wenn Bewerber Teil dieser Community werden. Stellenausschreibungen werden bewusst offen formuliert und gehalten, damit sich auch Bewerber angesprochen fühlen, die sich nicht direkt wiederfinden. Das maximiert die Chancen seitens des Unternehmens statt diese einzugrenzen.

Transparenz beim Verdienst

Transparenz bedeutet auch, dass Bewerber sich das zukünftige Gehalt online ausrechnen lassen können. Individuell auf das eigene Profil zugeschnitten, der Position und Erfahrungen gemäß werden Bewerber tatsächlich über das zu erwartende Gehalt informiert. Das bedeutet im Gegenzug auch, dass jeder ungefähr weiß, was Kollegen verdienen. Das Unternehmen versteckt nichts und bietet einen Einblick in alle Bereiche. Gehälter der Geschäftsführer sind ebenfalls einsehbar und Gesichtern statt bloßen Namen zuzuordnen.

Fotos vom Team zeigen die Menschen des Unternehmens statt einem klassischen Unternehmensfoto, das aus gängigen Plattformen stammt. Neue Bewerber werden in ein Bootcamp geschickt, das nichts mit Drill oder Schlammschlachten zu tun hat. Vielmehr können neue Teammitglieder in einer Probezeit feststellen, ob sie eine Arbeitsbeziehung eingehen möchten. Das trennt den Spreu vom Weizen und sorgt dafür, dass nur motivierte neue Mitglieder das Team bereichern. Transparenz bei der Einstellung bedeutet auch, dass neue Kollegen öffentlich begrüßt und vorgestellt werden. Komplimente und Mut machende Worte sprechen neue Kollegen direkt an, statt darauf zu warten, dass diese irgendwann alle Mitarbeiter zufällig kennenlernen.

Transparenz schafft Fakten

Potentielle Bewerber müssen Transparenz walten lassen, wenn sie sich bewerben. Das Unternehmen hingegen ist zumindest vor der Bewerbung ein Buch mit sieben Siegel, das nur durch eigene und intensive Recherchen teilweise gelüftet werden kann. Gehen Unternehmen beim Recruiting dazu über, Einblicke in alle Bereiche zu gewähren, werden Enttäuschungen vermieden, die dazu führen, dass wieder neue Stellen ausgeschrieben werden müssen. Ein kluger Schachzug, der die Generation Y anzieht. Fraglich ist, ob sich Bewerbergruppen im Mittelalter ebenso davon angezogen fühlen, wenn alles offen gelegt wird. Im Gegenzug bieten auch Mitarbeiter tiefe Einblicke und selbst der Verdienst bleibt nicht verborgen. Mitarbeiter werden zu öffentlichen Personen und Unternehmen zu Wohlfühlorten, an denen gerne und im Team gearbeitet wird. Nicht jeder potentiell geeignete Bewerber bevorzugt diese totale Transparenz, weswegen etwas weniger auch mehr sein kann.

Transparenz im richtigen Maß

Junge Startups mit innovativen Ideen profitieren von der totalen Recruiting-Transparenz. Etablierte Firmen sollten mehr Offenheit bei Stellenausschreibungen und dem Bewerbungsprozess walten lassen. Unternehmen und Bewerber treffen sich dann bereits bei der Bewerbung auf Augenhöhe. Ein weiterer Pluspunkt ist die Vermeidung von Enttäuschungen bei Bewerbern. Einstellungen werden effektiver, wenn sich nur tatsächlich Interessierte melden. Das spart Zeit und schont Ressourcen. Gehälter offenzulegen ist bei etablierten Unternehmen problematischer, denn nicht jeder ist gerne völlig durchsichtig.

Ein gutes Mittelmaß an Transparenz und weniger Mainstream beim Recruiting ist ein guter Weg in die Zukunft. Bewerber haben etwas zu bieten und die Zeiten, dass Unternehmen nur fordern können, sind vorbei. Firmen, die zeigen, wer sie sind und Bewerbern echte Einblicke in die Struktur bieten, signalisieren Offenheit sowie Modernität. Statt Standardstellenausschreibungen sorgt Transparenz beim Recruiting auch für Aufmerksamkeit und ist heute eben noch nicht an der Tagesordnung. Recruiting und Transparenz bedingen sich und arbeiten im Idealfall zusammen. Unternehmen, die Transparenz bei der Stellenausschreibung walten lassen, zeigen Bewerbern Respekt und Wertschätzung. Im Idealfall erhalten sie diese im Arbeitsprozess auch.

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