Nachhaltig und sozial: Wohnformen jenseits der Norm
Die Welt, wie man sie kennt, befindet sich im Umbruch. Der Klimawandel, die Inflation, zu wenig Betreuungsplätze für Kinder und Ältere tragen ihren Teil dazu bei. Durch all diese Faktoren findet im Wohnbereich ein Umdenken statt. Alternative Wohnkonzepte erfreuen sich zunehmender Beliebtheit. Sie unterscheiden sich durch ihre besondere Architektur, die Nutzung von nachhaltigen Materialien und Energiequellen sowie durch ihre sozialen Aspekte von traditionellen Wohnweisen.
Die Bemühungen bestehen darin, Ressourcen zu schonen, günstig zu wohnen und sich gegenseitig zu unterstützen. Sinnvolle Alternativen sind beispielsweise Co-Housing, Tiny Houses, Mehrgenerationenwohnen oder Ökodörfer. Doch was verbirgt sich hinter diesen verschiedenen Optionen, wofür stehen sie und worin besteht ihr Mehrwert?
Co-Housing, Privatsphäre ohne Einsamkeit
Bei diesem Wohnmodell teilen sich Menschen in einer Wohnanlage gemeinsame Räumlichkeiten. Jeder hat seinen eigenen abgeschlossenen Rückzugsort, der meist aus Schlafzimmern, Badezimmer und gegebenenfalls einer Küche besteht. Andere Bereiche wie Wohnzimmer, Co-Workingspaces und Küchen stehen als Gemeinschaftsräume zur Verfügung. Oft gibt es Orte für Feierlichkeiten und Fitnessräume. Der Vorteil bei diesem Wohnkonzept besteht darin, dass man sich in seine eigene Wohnung zurückziehen kann, aber auch soziale Kontakte nicht auf der Strecke bleiben. In der Wohnanlage kocht man gemeinsam, plant Aktivitäten und man unterstützt sich. Der Mehrwert liegt zum einen im sozialen Zusammenhalt. Die Kinderbetreuung wird sich geteilt, Einkäufe erledigt man gemeinschaftlich und auch das Kochen findet an einem Ort statt. Dadurch werden Ressourcen gespart. Denn nicht nur der Herd, auch Waschmaschinen, Trockner und ähnliches werden geteilt. Zudem rechnet sich die Nutzung der Gemeinschaftsräume bei den Heizkosten. Diese Wohnform eignet sich vor allem für Menschen, die gerne in Gemeinschaft leben und die Umwelt schützen möchten.
Nachhaltig, flexibel und kostengünstig leben im Tiny House
Unter Tiny Houses versteht man Häuser, die über eine Wohnfläche von rund 35 Quadratmetern verfügen. Oft sind sie auf einem Trailer montiert und somit mobil. Die Herausforderung bei diesem Wohnmodell besteht darin, Küche, Bad, Schlaf- und Wohnzimmer auf einer geringen Fläche unterzubringen. In der Regel baut man Tiny Houses aus umweltfreundlichen Materialien und nutzt nachhaltige Energiequellen. Durch die kleinen Räume wird weniger Energie verbraucht, das spart Kosten. Die kleinen Domizile werden flexibel eingesetzt. Ob als Hauptwohnsitz oder Ferienhaus, erfreuen sie sich zunehmender Beliebtheit. Mittlerweile gibt es deutschlandweit einige Tiny-House-Siedlungen. Hier wurden in der Mehrzahl alte Campingplätze als Grundstück umgenutzt. Die naturnahe Lage ist ein großer Pluspunkt. Zudem gibt es Regionen mit gesetzlichen Regelungen und Einschränkungen, die das Aufstellen von Tiny Houses untersagen. Daher sind solche Plätze mit bereits bestehender Genehmigung viel Wert.
Gegenseitige Unterstützung im Mehrgenerationenwohnen
Beim Mehrgenerationenwohnen liegt der Fokus vor allem in der Förderung der Gemeinschaft. Wie beim Co-Housing, gibt es hier Gemeinschaftsbereiche, wie zum Beispiel einen Gemeinschaftsgarten oder einen Mehrzweckraum. Hier finden nicht nur Spielenachmittage und Bastelaktivitäten statt, sondern auch kulturelle Veranstaltungen. Zudem können Sportangebote wahrgenommen werden. In diesem Wohnkonzept wird Wert auf gegenseitige Unterstützung gelegt. Ältere Bewohner erfahren Unterstützung beim Einkaufen und profitieren davon, nicht in die Einsamkeit abzudriften. Familien wird bei der Kinderbetreuung ausgeholfen. Junge Menschen erleben während ihrer ersten eigenen Wohnerfahrung ein familiäres Miteinander und haben Personen in der Nähe, an die sie sich im Zweifel wenden können.
Ökodörfer: Nachhaltiges Leben im Einklang mit der Umwelt
In Deutschland gibt es schätzungsweise um die 100 Gemeinschaften, die sich Ökodorf nennen. Bewohner von Ökodörfern setzen auf autarke, lokale Kreislaufsysteme und nachhaltige Landwirtschaft. Beim Bau der Häuser wird viel Wert auf nachhaltige Baustoffe und die Nutzung von erneuerbaren Energien gelegt. Abfall und Abwasser werden oft recycelt und wiederverwendet. Wie bei den zuletzt vorgestellten Wohnmodellen, gibt es auch in Ökodörfern Gemeinschaftsorte. Generell handelt es sich bei Ökodörfern nicht nur um ein Wohnkonzept, sondern um eine komplette Lebenseinstellung. Jeder Bewohner bringt seine Fähigkeiten in das Kollektiv ein. So findet man hier oft Werkstätten und künstlerische sowie kulturelle Angebote. Landwirtschaftsflächen werden gemeinschaftlich genutzt. Die Bewirtschaftung der Ackerflächen erfolgt im Verband und auch beim Verarbeiten der Feldfrüchte bringen sich mehrere Bewohner des Dorfes mit ein.
Ressourcen sparen und Gemeinschaft fördern
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass alternative Wohnformen die Umwelt schonen und das gemeinschaftliche Leben wertschätzen. Man lebt unter gleichgesinnten in einer nachhaltigeren und sozialeren Umgebung. Die Herausforderung bei diesen Wohnkonzepten besteht darin, sich flächenmäßig einzuschränken und sich in ein soziales Gefüge einzupassen. Wenn sich diese Modelle auch nicht für jeden eignen, sind sie doch eine spannende Alternative zum traditionellen Wohnen.