Zwei Jahre Pandemie in der Immobilienwelt

Ziemlich genau vor zwei Jahren hat uns der erste Lockdown überrascht. Sprunghaft wurde uns bewusst, dass Corona anscheinend doch Auswirkungen auf unser Leben haben wird. Sämtliche Branchen waren gezwungen, kurzfristig neue Wege zu finden, um auch während der Pandemie handlungs- und überlebensfähig zu bleiben. Wie die Immobilienbranche diese Herausforderung gemeistert hat, welche Instrumente sie nutzte und was bis heute geblieben ist – ein Rückblick.

Objektnachfrage und Preisniveau

Der erste Lockdown verunsicherte, wie würde sich die Pandemie auf die Objektnachfrage und Kaufpreise auswirken? Würde es eine hohe Sterblichkeitsrate geben und wie würden Besichtigungen und Notartermine ablaufen? Rückblickend können wir berichten, dass die Preise am Markt unverändert weiter anstiegen. Makler griffen verstärkt auf virtuelle Besichtigungen zurück, Vor-Ort-Besichtigungen sowie Notartermine konnten unter der Berücksichtigung der AHA-Regeln (Abstand halten, Hygieneregeln beachten, im Alltag eine Maske tragen) wahrgenommen werden. Stärker nachgefragt wurden Objekte in der Peripherie im Vergleich zu vor der Pandemie. Wert wird hier vor allem auf eine gute Internetverbindung gelegt, da die Arbeit im Homeoffice dies erforderlich macht.

Der Aufstieg von Freizeitimmobilien

Während der Zeit, in der das öffentliche Leben stillstand und Kontakte stark beschränkt waren, sehnten sich die Menschen nach Veränderung. Ferienhäuser und -wohnungen sowie Kleingärten waren die Chance, Abwechslung in den Alltag zu bringen und eine Möglichkeit zu schaffen, sich draußen aufzuhalten. Daher wurden gerade diese Immobilien und Grundstücke in Erholungsgebieten stark nachgefragt.

Eigentümergemeinschaften und ihre Versammlungen

Auch die Verwalter sahen einige Probleme auf sich zukommen. Was würde passieren, wenn ein Verwaltervertrag auslief, wie könnten die Eigentümerversammlungen stattfinden und Beschlüsse gefasst werden? Die Regierung zeigte den Verwaltern schnell eine Lösung, indem sie schon am 27. März 2020 das „Gesetz über Maßnahmen im Gesellschafts-, Genossenschafts-, Vereins-, Stiftungs- und Wohnungseigentumsrecht zur Bekämpfung der Auswirkungen der Covid-19-Pandemie“ auf den Weg brachte. Letztendlich besagte es, dass alles so bleibt, wie es ist, bis ein neuer Beschluss gefasst werden kann. Auch der Verwalter bleibt bis zu seiner Abberufung bestellt und der zuletzt beschlossene Wirtschaftsplan behält seine Wirkung. Änderungen gab es dann auch bei der WEG-Reform im Dezember 2020, vor allem bei der Beschlussfähigkeit und Beschlussfassung. Auch eine virtuelle Teilnahme an den Versammlungen ist mittlerweile möglich.

Zahlungsaufschub für Mieter

Man ging davon aus, dass die schwerste Rezession der Nachkriegszeit drohte. Arbeitslosigkeit und Unterbeschäftigung stiegen im April 2020 an. Kurzarbeit wurde in vielen Firmen eingeführt und Einstellungsstopps ausgesprochen. Geschäfte hatten geschlossen, Einnahmen blieben aus. Doch was würde passieren, wenn Mieter die Miete nicht bezahlen konnten? Mietzahlungen, die zwischen dem 01. April und 30. Juni 2020 fällig wurden, konnten erst einmal ausgesetzt werden, sofern die Mieter nachweisen konnten, dass sie durch die Corona-Pandemie in Zahlungsschwierigkeiten gekommen waren. Im Juni 2022 läuft die Frist zur Rückzahlung ab.

Rohstoffverknappung und Handwerkermangel

In der aktuellen Omikronwelle verzeichnet nahezu die Hälfte der Betriebe coronabedingte Ausfälle. Kunden, die einen Handwerker in Anspruch nehmen möchten, müssen sich in Geduld üben. Im August 2021 betrug die Wartezeit, bis ein Auftrag abgearbeitet werden konnte, im Gesamthandwerk 8,8 Wochen. Im Bau- und Ausbaubereich sogar bis zu 15 Wochen laut Handwerkspräsident Hans Peter Wollseifer. Schuld daran sind nicht nur die Erkrankungen der Handwerker, sondern auch die Quarantänebestimmungen sowie die Rohstoffknappheit. Gerade Holz, einige Metalle, Halbleiterprodukte sind knapp und dadurch teurer. Durch den Ukrainekrieg haben sich nun auch noch Öl und Gas verteuert. Besonders Heizungsunternehmen können den Ansturm seitdem kaum noch bewältigen, da Kunden vermehrt auf erneuerbare Energien und Wärmepumpen umrüsten möchten.

Abschließend lässt sich sagen, dass sich die Folgen der Pandemie auf den Immobilienbereich noch in Grenzen gehalten haben. Dies ist aber vor allem der schnellen Reaktion und den innovativen Ideen der einzelnen Sparten sowie der Regierung zu verdanken. Hauptsächlich aber die Lieferengpässe und die fehlenden Kraftfahrer belasten die Branche weiterhin. Es bleibt zu hoffen, dass sich der Betonsektor auch in Zukunft so krisenfest und anpassungsfähig zeigt.

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